retour à la rubrique
retour page d'accueil

Drehpunkt 110

Die Schweizer Literaturzeitschrift
http://www.dreh-punkt.ch

  drehpunkt 110
 

drehpunkt 110

 

Herausgegeben von
Rudolf Bussmann und Martin Zingg

Nr. 110, August 2001
Texte knipsen Bilder

  Inhaltsangabe


Liebe Leserin, lieber Leser
Fisimatenten

Texte knipsen Bilder

Guido Magnaguagno : Regula Amacher
Christina Viragh : Der Kuss
Felix Philipp Ingold : Aufsicht
Jan Lurvink : Blumenmuster
Ilma Rakusa : Was siehst du ?
Ingrid Fichtner : Ungarten
Bert Siegfried : Gedichte
Ingeborg Kaiser : Das Bild, die Zeit
Anna Stüssi : Ein Auge dafür
Birgit Kempker : Voodoo für Fotos

Wir wissen nichts Genaueres

Matthias Zschokke : Der Brief an die Genfer
Iren Baumann : Gedichte
Carl Gustav Ruch : Zwei Prosastücke
Eva Burkard : Gedichte
Wolfgang Jenne : Drei Prosastücke
Marjana Gaponenko : Gedichte
Eine Nacht im Leben von Christoph Bauer

Hinweise und Besprechungen

Rudolf Bussmann über Urs Faes
Elsbeth Pulver über Margrit Schriber
Christoph Wegmann über Kaspar Fischer
Liliane Studer über Claire Beyer und Corinna Soria
Martin Zingg über Michael Stauffer
Neuerscheinungen von Schweizer Autorinnen und Autoren
Die Autorinnen und Autoren
Impressum

 

  Liebe Leserin, lieber Leser


Diese Absicht hegten wir schon lange : an einige Autorinnen und Autoren zu gelangen mit der Bitte, zu Fotografien etwas für den "drehpunkt" zu schreiben. Guido Magnaguagno, Direktor des Tinguely-Museums und davor lange Jahre am Zürcher Kunsthaus tätig, half uns bei der Suche nach geeigneten Fotografien.

Fündig wurden wir bei der Zürcher Künstlerin Regula Amacher. Auf ihre Fotografien, die in dieser Nummer erstmals publiziert werden, haben zahlreiche Autorinnen und Autoren reagiert - sei es, dass sie siche von einem bestimmten Bild anregen liessen, sei es, dass die ganze Serie zum Hintergrund ihres Textes wurde. Herausgekommen ist, wie wir meinen, eine anregende, überraschende Anthologie, bei der es nicht um die gegenseitige Illustration von Text und Fotografie geht, sondern um die eigenständige Weiterführung eines Textes, den die Vorlage im Medium des Bildlichen zu schreiben begann.

Daneben finden Sie auch Gedichte und Prosatexte, die keinen Bezug zu den Fotografien haben; sie stammen aus der Schweiz, aus Deutschland sowie von einer deutsch schreibenden Autorin aus der Ukraine. Die Nummer beschliessen, wie immer, Hinweise auf einige Neuerscheinungen, die Sie zum Weiterlesen anregen sollen.

Für die freundliche Unterstützung danken wir an dieser Stelle Guido Magnaguagno und Regula Amacher und natürlich allen, die an dieser Nummer mitgewirkt haben. Und Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wünschen wir eine anregende Lektüre.

Rudolf Bussmann und Martin Zingg

 

  Fisimatenten

Es gibt Bücher, die werden verlegt - und dann nicht mehr gefunden. Sie figurieren im "Verzeichnis lieferbarer Bücher", gelten also als "lieferbar", sind es in Wirklichkeit aber kaum, und wer dennoch ein Exemplar ergattern kann, hat ganz einfach Glück gehabt.

Die Baselbieter Autorin V. hat ein solches Buch geschrieben. Es handelt sich dabei um einen Roman. Eigentlich wollte Kunigunde das Abendland retten, so heisst er, und ist ein von Einfällen nur so sprudelndes Opus, das über 600 Seiten stark ist. Die Autorin hat jahrelang daran geschrieben, und Jahre dauerte auch die Reise des Manuskripts durch die deutschsprachige Verlagswelt. Es gab überall Komplimente, aber ebenso oft auch die nicht ganz unverständliche Scheu, das so umfangreiche Erstlingswerk einer vollkommen unbekannten und auch nicht mehr so jungen Autorin zu publizieren. Die Literaturkreditkommission des Kantons Basel-Stadt ermutigte die Autorin 1997 mit einem Werkbeitrag von 20'000 Franken, das Geld sollte ihr den Abschluss des Romans und allfällige Lektoratsarbeiten ermöglichen.

Fast schien es, als hätte die schwierige Verlagssuche ein glückliches Ende gefunden. Der Frankfurter Verleger D. erklärte sich bereit, das Buch in sein Programm aufzunehmen, und die Autorin, sie ist mittlerweile 78 Jahre alt und von überaus gutgläubiger Natur, schob ihm ziemlich erleichtert auch gleich das ganze Geld hinüber, das ihr die Kommission zugesprochen hatte.

Dass sie das nicht hätte tun sollen, weiss sie erst jetzt. Denn das Buch fand zwar Aufnahme in die einschlägigen Verzeichnisse, selbst in einigen wenigen Inseraten wird es angepriesen, einer winzigen Öffentlichkeit zwar, aber immerhin - in die Hand bekommt es indessen kaum jemand.

Das Buch ist verlegt, aber unauffindbar. Der Verleger D. hält das Buch nämlich als "Book on Demand" feil : Das Buch kann in kleinsten Auflagen hergestellt werden, wird aber erst dann gedruckt, wenn es jemand bestellt hat. Druck auf Verlangen. Verlangt wird ein solches Buch jedoch - umständehalber und nicht ganz überraschend - vor allem von jenen Menschen, die auch was davon wissen und das Werk vielleicht mal in die Hand nehmen und darin blättern konnten. Und die überdies auch wissen, wo sie es bestellen müssen, was in diesem Fall auch nicht immer klar scheint.

Das "Book on Demand" - Verfahren, dessen Aufschwung wir gerade erleben, ist eine risikoarme Möglichkeit, ein Buch zu verlegen. Es fallen keine Lagerkosten an, das Buch ist nie vergriffen. Zudem sind die Herstellungskosten eher niedrig, weil die Autorinnen und Autoren den Satz in der Regel gleich mitliefern - das Risiko trägt also vor allem, wer das Buch geschrieben hat. Und in diesem Fall ist die Autorin, Anne Vorwerck, die Geprellte. Ihr Roman bleibt noch zu entdecken : soweit der Verleger, Axel Dielmann, mit dem Buch überhaupt herausrücken mag. Und dass er das nur zögerlich tut, wird vielleicht auch mit dem satten Geldbetrag zusammenhängen, den er schon eingesteckt hat...

Martin Zingg

 

Page créée le 30.08.01
Dernière mise à jour le 20.06.02


© "Le Culturactif Suisse" - "Le Service de Presse Suisse"