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Bruno Steiger
Das Fenster in der Luft. Aufzeichnungen. Urs Engeler Editor. Basel / Weil am Rhein 2008. 216 Seiten.
Zwischen Unorten. Über Literatur und Kunst. Urs Engeler Editor. Basel / Weil am Rhein 2009. 320 Seiten.

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  Bruno Steiger/ Das Fenster in der Luft/ Zwischen Unorten

 
Bruno Steiger/ Das Fenster in der Luft

Bruno Steiger wurde 1946 in Zürich geboren,, wo er heute lebt und arbeitet. Steiger, der eine Lehre zum Technischen Zeichner absolvierte, wandte sich ab 1986 ganz der Literatur zu. Bereits 1983 debütierte er mit dem Prosaband „Der Panamakanal und der Panamakanal“. Zuletzt sind von ihm die Aufzeichnungen „Das Fenster in der Luft“ (2008) und der Essayband „Zwischen Unorten“ (2009) erschienen.

Bruno Steiger/ Zwischen Unorten

 

  Erzählen nach dem Erzählen (Beat Mazenauer)

En bref et en français - In breve in italiano

Seit seinen Anfängen in den 1980er Jahren verfolgt Bruno Steiger eigene literarische Wege. In seiner Prosa tritt das genuin Erzählerische hinter die Sprache, hinter den Sprachsinn zurück – ohne jedoch ganz aufgegeben zu werden. Während die frühen Texte der Rezeption damit erheblichen Widerstand entgegen brachten, hat Steiger in den jüngeren Romanen „Erhöhter Blauanteil“ (2004) und „Falsche Filme“ (2006) eine ausgeprägter leserfreundliche Synthese von Sprache und Erzählung gefunden.
Die Brücke zwischen den beiden Schaffensperioden bildet der Band „Das Fenster in der Luft“. Er versammelt eine Fülle von Sentenzen, Lektürenotaten, Beobachtungen, Erinnerungen, Träumen oder Gesprächsfetzen, die seine Auseinandersetzung mit der Welt und der Kunst demonstrieren. Manchmal bilden Kunst und Welt dabei Gegensätze, manchmal fallen sie zusammen. Steiger zeigt sich hier von seiner verzwickt intellektuellen Seite, nachdenklich, philosophierend, sich selbst (dabei) beobachtend und in Frage stellend. Letzteres setzt jenen Stachel, der über das kluge Zeitgeist-Aperçu hinausweist. Wir werden in diesem Band Zeugen einer Arbeit am Denken, einer Selbstreflexion auf der Suche nach einer möglichen Wahrheit.
Diese Grundhaltung liegt auch den Essays, Aufsätzen und Rezensionen zugrunde, die unter dem programmatischen Titel „Zwischen Unorten“ erschienen sind.
Das Erzählen erzeugt Konstrukte, die sich ihrer selbst gewahr sind, lautet ein zentrales Steigersches Postulat. Diese Konstrukte betreiben selbstreflexiv die Aufhebung des Tatsächlichen mit und in einer Sprache, „die bis zur Grenze des Möglichen mit Sinn geladen ist“ – wie Steiger eine Sentenz von Ezra Pound in einem Reportage-Essay zu Joyce heranzitiert. Die Unkenntnis über den genauen Grenzverlauf macht die Sache allerdings ebenso vertrackt wie stimulierend.
Die Sammlung von Essays aus den Jahren 1993 – 2008 ist eine Wundertüte, in der wir den literarischen Vorlieben und Anregern des Verfassers begegnen. Dabei sind schöne Entdeckungen zu machen. Steiger rückt Autoren wie Peter Rosei, John Barth oder Jean Echenoz ins verdiente Licht. Er widmet den unverhofft vergessenen Reinhard Lettau oder Friedo Lampe ein kleines Denkmal. Und Meret Oppenheim erhält eine umfassende Würdigung ihres poetisch-künstlerischen Werks. In ihrem Spätwerk „Meine Fahne“ zeige Oppenheim, bemerkt Steiger, dass sie „die Lektion einer sich selbst thematisierenden Kunst auf intuitive Weise erfasst und begriffen hat“.
Um dieses poetologische Zentrum drehen sich diese Essays. Bruno Steiger interessiert sich nicht für abbildhaftes, kompaktes Erzählen, sondern für eben jenen Sprung im Kontinuum, das sich zwischen Text und Welt aufspannt. „Erzählen nach dem Ende des Erzählens mag man es nennen“, oder ein Schreiben, das permanent die eigenen Produktionsbedingungen reflektiert und thematisiert.
Solche Literatur fordert auf der Gegenseite ein anderes, neugieriges, offenes Lesen heraus, das nicht mehr aufs reine Verstehen abzielt. Wer bloss krampfhaft am Sinn eines Textes festhält, wird beispielsweise Jürg Laederachs Texte für unlesbar halten. Eines der „unproduktivsten rezeptorischen Missverständnisse“, nennt sie Steiger und hält ihm den Begriff der „Anverwandlung“ entgegen, welcher die Lektüre zuerst als „ästhetische Erfahrung“ begreift.
Die hier versammelten affirmativen Lektüren bespiegeln das Dazwischen in den verschiedensten Facetten und geben stimulierende Anstösse, um sich selbst auf die eine oder andere Lektüre einzulassen.

Beat Mazenauer

Das Fenster in der Luft. Aufzeichnungen. Urs Engeler Editor. Basel / Weil am Rhein 2008. 216 Seiten.
Zwischen Unorten. Über Literatur und Kunst. Urs Engeler Editor. Basel / Weil am Rhein 2009. 320 Seiten.

 

  En bref


En bref et en français

Depuis ses débuts littéraires en 1983 avec Der Panamakanal und der Panamakanal, l’auteur zurichois Bruno Steiger suit des chemins littéraires qui lui sont propres. La narration s’y place à l’arrière-plan, derrière la langue. Steiger cherche à supprimer le réel au moyen d’une langue, dans une langue qui soit « chargée de sens à la limite du possible ». C’est ainsi qu’il le formule, en paraphrasant librement Ezra Pound, dans son dernier livre, le très stimulant Zwischen Unorten, recueil d’essais et de recensions d’œuvres qu’il aime et qui l’inspirent.

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In breve in italiano

Sin dal suo debutto letterario, nel 1983, con Der Panamakanal und der Panamakanal, l'autore zurighese Bruno Steiger sviluppa uno stile proprio. La narrazione viene posta in secondo piano rispetto alla lingua: infatti Steiger, per mezzo di questa lingua « carica di senso all'inverosimile», si cimenta nell'operazione di annullamento del reale. Così spiega l'autore, parafrasando liberamente Ezra Pound, nel suo ultimo libro, lo stimolante Zwischen Unorten , raccolta di saggi e recensioni di opere che ama e che lo ispirano.

 

Page créée le: 21.01.10
Dernière mise à jour le: 21.01.10

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